Finanztipp: So investieren Sie Monat für Monat am Weltmarkt
Jeder kann sparen – das ist wahr, denn es gibt Sparpläne, die schon mit einem Euro monatlich bedient werden können. Das ist wenig, doch günstig angelegt können sich auch kleine Summen über die Jahre vermehren. Wichtig ist, mit dem Sparen anzufangen, und der günstigste Zeitpunkt ist jetzt, da sind sich die Experten einig. In welche Anlageform Sparer jedoch investieren sollten, ist nicht so leicht zu entscheiden. Hier kommt es auf die Sparziele und die Laufzeit an, über die das Geld arbeiten kann. Es gibt Optionen vom Festgeld bis zu risikoreichen Sparplänen. Wir stellen sie vor.
Regelmäßig sparen: „Sparpläne dienen dem langfristigen Vermögensaufbau. Man kann sie als zusätzliche Altersvorsorge planen und über Jahrzehnte durchziehen“, sagt Roland Aulitzky, Experte für Geldanlagen bei der Stiftung Warentest. Man könne jederzeit beginnen und müsse dafür auch nicht den aktuellen Börsenstand berücksichtigen. „Im Moment sind die Börsen auf Höchstständen – nicht unbedingt der günstigste Zeitpunkt, um größere Summen zu investieren.“ Beim Sparplan sei diese Überlegung überüssig. Ein weiterer Vorteil: Selbst mit kleinen Summen könne über die Zeit Vermögen aufgebaut werden. Das geht, wie oben erwähnt, schon mit einem Euro monatlich, doch, so Aulitzky, „da kommt nicht viel bei rum“. Als olide Untergrenze nennt er 50 Euro pro Monat. Sein Tipp: Wer weniger Geld zur Verfügung hat, sollte drei Monate lang Geld auf dem Girokonto sparen und es dann vierteljährlich in einen Sparplan stecken.
Kosten des Sparens: Einige Banken bieten kostenlose Sparpläne an, bei anderen wird für jede Buchung Geld fällig. Aulitzky fordert die Verbraucher auf, hier genau auf die Konditionen zu achten. „Bei einer Sparsumme von 50 Euro sind 2,50 Euro Gebühren schon recht heftig“, sagt er. In der Regel verlangen die Banken einen prozentualen Anteil an der Sparsumme von beispielsweise 1,5 Prozent. Manche erheben eine Mischung aus fester Summe und prozentualem Anteil. „Es gibt aber viele kostenlose Möglichkeiten, besonders bei Neobrokern“, sagt er. Neobroker sind Online-Broker, die meist neu gegründet wurden und oft mit niedrigen oder gar keinen Gebühren die Kunden anlocken. Beispiele sind nanzen.net, Zero Depot, Scalable Capital Free Broker oder Trade Republic Depot.
Der Zeithorizont bei Aktien sollte mindestens zehn Jahre betragen
Das Sparziel denieren: Der nächste Urlaub, ein Auto, eine Immobilie oder der Ruhestand – die Sparziele variieren und mit ihnen die Laufzeit, über die im Sparplan Geld angespart werden kann oder muss. „Soll das Geld in absehbarer Zeit zur Verfügung stehen, sollte das Risiko beim Sparen klein gehalten werden“, sagt Marcel Reyers, Finanzplaner aus Limburg und im Vorstand des Finanzplanerverbands FPSB Deutschland. Entsprechend dem Risiko kann die Anlage des Sparplans gewählt werden.
Sparen in einem ETF-Fonds: Für Aulitzky auf jeden Fall eine Empfehlung: „Ein breit streuender Welt-ETF wie der MSCI World oder der FTSE All World.“ Ein Welt-Index habe den Vorteil, dass sich die Sparsummen auf mindestens 1500 Aktien oder sogar deutlich mehr verteilen. „So eine Streuung kriegt man sonst nicht hin“, sagt Aulitzky. Im Index MSCI World sind nur die Industrieländer vertreten. Der MSCI All Country World enthält zusätzlich Aktien aus Schwellenländern. Finanztest (test.de) schaut sich regelmäßig eine große Bandbreite an ETFs an. Die beste Bewertung im Bereich Nachhaltigkeit hat zuletzt der MSCI World SRI erhalten. Eine Bedingung fürs Sparen im Aktienmarkt: „Der Zeithorizont sollte mindestens zehn Jahre betragen“, empfiehlt Reyers. Hier sind große Schwankungen möglich, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Ist man zu einem bestimmten Zeitpunkt auf das Geld angewiesen und die Börsen stehen schlecht, war die Anlage nachteilig.
Eine Alternative zum Welt-ETF ist für Klaus Porwoll, Honorarberater und Geschäftsführer der Anlageberatung PecuniArs aus Berlin, ein Portfolio aus mehreren ETFs, das kleine und mittlere Unternehmen (Small Caps) sowie unterbewertete Unternehmen (Value Caps) übergewichtet. Hintergrund hierfür sind die Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, die über Jahrzehnte zusammengetragen wurden. „Über allem liegt aber der Fokus auf Kostenezienz und Streuung“, sagt Porwoll. Langfristig könnten mit diesen Strategien ein bis drei Prozent Überrendite pro Jahr gegenüber reinen Welt-Index-ETFs erwirtschaftet werden.
Sparen in gemanagten Fonds: Höhere Renditen als beim Welt-Index können mit Investitionen in aktive Fonds erzielt werden. Die Kosten dieser Fonds übersteigen jedoch häufig die Mehrperformance. In der Honorarberatung werden Ausgabeaufschläge und Bestandsprovisionen erstattet. Hier können Anleger sparen, sagt Reyers.
Sparen in Rentenfonds: „Bei einem Zeithorizont von fünf bis acht Jahren würde ich nicht empfehlen, im Aktienmarkt zu sparen“, sagt Reyers. Er rät unter solchen Umständen zu einem Renten-ETF. „Es gibt sie auf Staatsanleihen und auf Unternehmensanleihen. Wenn man diese weltweit nimmt, liegt man auch bei einer jährlichen Rendite von vier bis fünf Prozent.“ Seit der Zinssteigerung sei der erwartbare Zuwachs wieder gestiegen, wobei das Risiko geringer sei als am Aktienmarkt. Diese Einschätzung teilt auch Porwoll.
Sparen in Tagesgeld: Es gibt aktuell Tagesgeldangebote mit einer Verzinsung bis 3,9 Prozent. „Das klingt attraktiv“, sagt Porwoll. Zudem ist das Geld auf dem Tagesgeldkonto sofort verfügbar und durch die Einlagensicherung sind bis zu 100.000 Euro pro Person und Bank geschützt. „Allerdings ist dieser Zinssatz in der Regel zeitlich begrenzt, meist auf drei oder sechs Monate, danach kann der Zins fallen.“ Es handele sich oft um Lockangebote der Banken, in der Hoffnung, dass der Kunde bleibt und dann auch andere Anlageprodukte der Bank zeichnet.
Rendite sollte über der Inflationsrate liegen
Porwoll gibt zu bedenken, dass 3,9 Prozent Zinsen nicht dem Realzins entsprechen. „Der Realzins ist der Zins, der übrig bleibt, wenn man von den Sparzinsen die Ination abzieht.“ Um einen realen Gewinn zu erzielen, müssten Renditen oder Zinsen über der Inationsrate liegen. Im Dezember 2023 betrug die Ination 3,7 Prozent und im Jahr 2023 lag sie durchschnittlich bei 5,7 Prozent. „Sicher ist die Tendenz der Ination fallend, wie wir an der Ination im Januar 2024 sehen“, sagt Porwoll. Da lag sie bei 2,9 Prozent. Das grundsätzliche Ziel beim Vermögensaufbau sei es, die Inflation langfristig zu übertreffen.
Autorin: Mechthild Hennecke
Dieser Artikel wurdeam 11.02.2024 auf berliner-zeitung.de veröffentlicht.