Warum die Kosten bei der Geldanlage wichtiger sind als die meisten denken

Warum die Kosten bei der Geldanlage wichtiger sind als die meisten denken

Wer nach passenden Finanzprodukten sucht, schaut meistens zuallererst auf die Wertentwicklung – Dabei haben gerade die Kosten eines Produkts einen ganz erheblichen Einfluss bei der langfristigen Geldanlage – Warum ein Kostenvergleich und eine genaue Kostenanalyse so entscheidend für den Anlagerfolg sind.

Es ist für Anleger nicht ganz einfach, angesichts der großen Zahl an Investmentprodukten, die es hierzulande gibt, das für sie Passende zu finden. Wer zum Beispiel ein global anlegendes Aktienvehikel sucht, dem stehen ein paar tausend Möglichkeiten zur Verfügung. „Der erste Blick der Anleger geht deshalb zumeist Richtung Wertentwicklung“, sagt Klaus Porwoll, Gründer und Inhaber der unabhängigen Berliner Honorar-Finanzberatung PecuniArs. „Aus vielen Kundengesprächen weiß ich, dass Anleger dort als erstes hinschauen, und natürlich ist das auch nachvollziehbar. Wer will schließlich schon ein Finanzprodukt haben, das in den vergangenen Jahren schlecht abgeschnitten hat.“

Allerdings warnt er auch davor, die Wertentwicklung der Vergangenheit als alleiniges Auswahl-Kriterium zu verwenden. Wichtig sind auch andere Kennzahlen wie die Schwankungsbreite eines Fonds oder der maximale Verlust. „Aber auch damit sollte die Suche der Anleger nicht enden, denn was ebenfalls sehr wichtig ist, aber meistens keine Berücksichtigung findet, sind die Kosten“, so Porwoll. Die spielen eine sehr viel größere Rolle, als die meisten Anleger ahnen. „Das beginnt schon beim Ausgabeaufschlag, der bei manchen Produkten zwischen fünf und sieben Prozent der Anlagesumme beträgt. Bei standardisierten Produkten von Versicherungen und Banken gibt es zudem Einstiegsgebühren, die bei bis zu 30 Prozent liegen können.“

Gebühren gehen direkt zu Lasten der Rendite

Das ist aber noch nicht alles. Dazu kommen die laufenden Kosten. Diese müssen hierzulande in der Gesamtkostenquote, der sogenannten Total Expense Ratio (TER), ausgewiesen werden. Allerdings sind auch darin nicht unbedingt alle Gebühren enthalten. „Berücksichtigt werden müssen oftmals noch Transaktions- oder Rücknahmegebühren und möglicherweise eine Performance-Fee, also eine Gebühr, die sich nach dem Anlageerfolg des Produkts bemisst“, sagt der erfahrene Honorarberater. „Die Crux daran ist aber, dass alle diese Gebühren direkt zu Lasten der Rendite gehen.“

Zwar ist es so, dass der absolute Betrag, den zum Beispiel Mehrkosten von einem Prozentpunkt ausmachen, sehr gering erscheint. „Tatsächlich aber muss ein Fondsmanager jeden Prozentpunkt mehr auch erst einmal verdienen“, so Porwoll. Vor allem aber ist die Wirkung auch kleiner Kostenunterschiede langfristig viel größer, als man zunächst denken würde, wie ein Beispiel verdeutlicht. Angenommen man hat die Wahl zwischen einem Produkt mit laufenden Kosten von 1,5 Prozent und einem anderen mit 0,5 Prozent. In beiden Fällen werden 50.000 Euro investiert und die jährliche Rendite beträgt fünf Prozent. Beim teureren Produkt ergibt sich nach 20 Jahren ein Gewinn von knapp 48.400 Euro. Bei der günstigeren Variante dagegen liegt der Gewinn im gleichen Zeitraum bei rund 70.000 Euro. Das ergibt einen Unterschied von über 20.000 Euro – bei nur einem Prozentpunkt Kostendifferenz.

Günstige Produkte bevorzugen

Ein Grund, warum hohe Kosten langfristig so sehr zu Buche schlagen, sieht der Experte im sogenannten Zinseszinseffekt. Dabei werden die bereits erwirtschafteten Erträge stets reinvestiert, so dass diese zusätzlich im darauffolgenden Jahr verzinst werden. „Dieser Effekt wirkt im Laufe der Zeit sehr stark und deshalb können hohe Kosten und Gebühren einen sehr großen Teil der Rendite auffressen“, sagt Porwoll. „Und genau aus diesem Grund sollten Anleger sehr genau auf die Kosten bei der Geldanlage achten.“

Hier gibt es aber einen Haken: Wie bereits erläutert, sind in der TER oft nicht alle Kosten enthalten. Und das ist für Privatanleger gar nicht so einfach zu erkennen. „Da wir bei PecuniArs einen finanzplanerischen Ansatz verfolgen, testen und messen wir sehr genau, wie sich einzelne Produkte unter Berücksichtigung aller anfallenden Kosten im Vergleich zum Markt entwickeln“, erläutert Porwoll. „Und wir kommen damit immer wieder zu der Erkenntnis, dass es für Anleger mit Investmentprodukten, die vergleichsweise hohe Kosten beinhalten, sehr viel schwerer ist, langfristig ein Vermögen aufzubauen und ihre Anlageziele zu erreichen.“

Der Charme der ETFs

Wer also zwei gleich gute Produkte zur Auswahl hat, dem empfiehlt der Experte, das günstigere zu nehmen. Grundsätzlich rät er zu Exchange Traded Funds (ETFs). „Während die durchschnittlichen Kosten bei einem ETF bei 0,3 bis 0,5 Prozent liegen, sind es bei aktiv gemanagten Investmentfonds eher 1,5 bis 2,5 Prozent“, erklärt er. Die passiven Produkte haben neben den niedrigen Kosten auch noch den Vorteil, sehr transparent und gut verständlich zu sein. Somit weiß der Anleger ganz genau, was er bekommt, nämlich die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index abzüglich der Gebühren. „Langfristig jedenfalls zahlt es sich aus, auf die Kosten zu achten“, so Porwolls Fazit. „Denn so wie höhere Kosten die Rendite belasten, kommt jede Kostenersparnis auch umgekehrt der langfristigen Wertentwicklung der Anlage zugute.“

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